Treibjagd der Eitelkeiten
Das Internet klingt wie ein Wald aus dem Kampfgebrüll hallt und helle Todesschreie
Das Internet klingt wie ein Wald aus dem
Kampfgebrüll hallt und helle Todesschreie
Die sozialen Netzwerke gleichen beizeiten
einer Treibjagd der Eitelkeiten, nicht wahr?
Online-Jäger jagen online-Beute im Internet
ohne Unbehagen hetzen heute die Trolle mit
Blau strahlt der Himmel und Frost ziert den Boden.
Aufgeregtes Gewimmel, denn es geht sogleich los
Ein glorreicher Jagdtag steht ihnen bevor
Sie fühlen sich stark und angriffslustig
Die Weidmänner tragen besondere Kleider und Stoffe
Nur für Kenner erkennbare Jagdanzüge und Krawatte
Die Jäger sind bereits auf Position und sie sitzen
Taschen voll mit Munition, einsame Schützen
Die Treiber scharren ungeduldig mit den Tasten
lecken sich betont unschuldig die Lippen
Nach Likes, Clicks, Kicks, erlegtem Wild
Rotwild, Damwild, Frauwild, Mannwild
Die Treiber trollen jetzt forsch durch den Wald
In einer Kette sollen sie tollen, stetig ungnädig
Die Trolle tollen treibend durchs Dickicht
Nicht reumütig sondern tollwütig ohne Geschick
Sie bilden eine Treiberkette gemeinsam gehend
Sind viel stärker als einer nur einsam stehend
In der Gruppe fühlen sich Treiber alsbald stark wie
hinter den Bildschirmen im Cyber-Wald eben auch
Ein Treiberlein allein würde niemals den Handgriff wagen
nicht den Nahkampf noch den Angriff, niemals alleine jagen
Würden der Bestie niemals Auge in Auge gegenüberstehen
denn der einzelne Treiber tauge - nichts ganz allein im Wald
Der Frost dampft vom Boden stillschweigend und nur
die Treiberfront stampft laut im Rhythmus der Tastatur
An den Blättern perlen Perlen vom frischem Tau
wie Twitterperlen in den Brombeersträuchern
Auf der Jagd nach Menschen, Tieren und allem dazwischen
kriechen sie auf allen Vieren keuchend durch die Büsche
Sie scrollen und klicken sich durch die Bäume
An ihren zynischen Blicken zerplatzen Träume
In Kommentarspalten hetzen sie ohne Gnade und
schmeißen Wortfetzen die töten, stellen keine Frage
Sie rufen, schreien stoßen drohende Laute aus
Treffen mit spitzen, bloßen Worten zielsicher Beute
Der Abend legt sich bald rot über das Feld
Es gibt Gewinner, Sau tot, und Verlierer
Es wird dann noch zufrieden Schnaps herum gereicht alle
fühlen sich stark und keiner fühlt sich dumm dabei.
Hymne an die kleinen weißen Ohrstöpsel
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O Steve Jobs, King of Apple!
Ich muss dich verehren, ich kann nicht anders
Hast meine Welt aus den Fugen gehoben
Muss dich lieben, du Gott, und kann nicht anders
Deine Kopfhörer haben mich neu geboren
Ich liege hier in meinem kleinen Zelt
Komm’ bloß bis zur nächsten Raststätte
Und schaffe es nicht hinaus in die Welt
Träum’ Zukunft, was wenn, könnte, hätte
Bin selbst bloß ein einfacher Maturand
Mit Plänen für’s post-Lockdown-Leben
Jetzt sitz ich hier immer noch fest auf dem Land
Doch du hast mir Hoffnung gegeben
Deine kabellosen Kopfhörer machen es möglich
Mit den Ohren den Globus bereisen
Sie machen mein Provinzleben halbwegs erträglich
Lasset die weißen Stöpsel lobpreisen
Albern seh’n die aus, pflegte ich zu sagen
Als hätte man Zahnbürsten im Ohr
Doch das ist Geschwätz aus alten Tagen
Sind sie doch zum Himmel das Tor
Wie ich hier so liege in meinem kleinen Zelt
Kann ich mein Glück in den Ohren nicht fassen
Dank dir ist die Provinz auch die große Welt
Muss ich nichts mehr da draußen verpassen
Berühmtsein da draussen, London, Manhattan
Schwarzwald bin ich mittlerweile
Hab’ bald genug von muffigen Raststätten
Doch mit dir ihm Ohr keine Eile
Während ich hier die Tage zur Freiheit zähle
Entführst du mich auf große Weltbühnen
Bringst du mich in die schönsten Konzertsäle
Erfüllst mir alle Träume, auch die kühnen
Die Stöpsel, ein Geschenk zum Abitur
ein Geschenk des Himmels, wahrlich
Dass niemals die Batterie stirbt, bete ich nur
Bleibt heile wünsch’ ich mir beharrlich
Ja gut, ich weiß, deine Geschäftspraktiken sind widrig
Deine Arbeitsbedingungen sind schlecht, weiß Gott
Die Suizidrate der chinesischen Sklaven nie niedrig
Du machst in Kinderarbeit und Elektroschrott
Heut bin ich betört von deiner Brillanz
Wie hast du’s gemacht, Steve, bloß wie?
Ich schreie hinaus, in letzter Instanz
Bist du’s tatsächlich, bist du ein Genie!